Wir können, wenn wir wollen, genau wie die tollen…
Ich kann ein Mopped innerhalb von Stunden in seine Baugruppen zerlegen (außer bei einer RD, da dauert es im Allgemeinen noch nichteinmal eine Stunde, aber auch nur, weil ich die Dinger im Schlaf zerlegen kann). Okay, das können eine Schrottpresse und die Typen vom örtlichen Schrottplatz innerhalb von Sekunden, nur dass die dann den entscheidenden Part mit den Baugruppen einfach weglassen…
Wart Ihr mal auf einem Schrottplatz? Oder, wie sie heute genannt werden wollen, in einer Autoverwertung oder Altmetallrecyclinganlage – ich hab da mal ne rüde Ansage von der Sekretärin eines örtlichen Schrotthändlers bekommen. Ich fragte (berufsbedingt) nach einer Rechnung mit ausgewiesener Mehrwertsteuer und sie sagte, dass das normal bei Ihnen sei. Mein über das Telefon zu hörendes Prusten war wohl nicht sehr förderlich für unsere weitere Kommunikation. Es ist schon lustig, wie namenfixiert wir heute allesamt sind, oder? Die Schrottis sind Altmetallrecycler, die Hausmeister sind “Facility Manager”, Putzfrauen heißen immer noch Putzfrauen, aber der ganze unnötige Verpackungs-Scheiß nennt sich jetzt “grüner Punkt” und wird angeblich recycelt und wieder in den Kreislauf zurückgeführt. Ja, wird er, und zwar in Form von Rauch, der aus den Müllverbrennungsanlagen kommt. Und sowas wird uns marketingtechnisch, früher hieß das übrigens Werbung, immer und immer wieder solange vorgekaut, bis wir, ich auch, es glauben. Holen wir ein Tetra-Pak Milch aus dem Kühlschrank, so können wir darauf lesen, wie umweltfreundlich dieses Produkt doch ist. Und das, wo doch jeder, der für zwei Pfennig nachdenken kann, weiß, dass es unmöglich sein kann, dass man die sechs (!!!) Lagen Verbundstoff jemals vernünftig trennen kann. Bis heute gibt es keine wirklich relevanten Zahlen, lediglich die Aussage der Produzenten, dass der Karton aus nachhaltigem Holz hergestellt wird. Auch geil. Egal ob nachweisbar oder nicht, draufschreiben kann man es ja mal. Und da haben wir es wieder: weil es irgendwo steht, wird es auch geglaubt. Tue ich ja auch. Leider.
Jedenfalls ist der Besuch bei hauptberuflich tätigen Schrottis echt ein Erlebnis und wirklich spannend, egal ob Ihr der Empfangsdame denn gerade durch die Blume mitgeteilt habt, dass Sie unprofessionell arbeitet oder nicht. Das solltet Ihr auf jeden Fall mal tun und es spielt auch gar keine Rolle, ob ihr was benötigt oder nicht, schaut euch das Schauspiel einmal an. Falls sich noch jemand an die großartigen, hochauthenitschen und mega-sympathischen Ludolfs erinnern kann, die örtlichen Schrotthändler sind oft mindestens genauso chaotisch und unorganisiert, aber leider oftmals nicht mal halb so liebenswert…ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich Peter, Uwe, Horst-Günter und Manni – “Die Ludolfs – 4 Brüder auf’m Schrottplatz” erst sehr, sehr spät kennengelernt. Und das auf Anraten meines damaligen Chefs, der mir ehrfurchtsvoll von der Serie berichtete. Vor allem von Peters unglaublichem Gedächtnis und Wissen um die Fahrzeugtechnik. Aber so schrullig, chaotisch und manchmal auch seltsam die Autoverwerter im Allgemeinen auch sein mögen (und ich weiß durchaus, dass das eine Verallgemeinerung ist!), so haben Sie im Re- oder auch Upcycling-Zirkus unserer Gesellschaft ja doch eine wichtige Aufgabe: das Restverwerten alter Autos! Und von denen gibt es im autoverrückten Deutschland ja mehr als genug. Ich für meinen Teil bin ja der Meinung, dass die beste Methode ein Auto zu verwerten immer noch folgende ist: einfach so lange fahren, wie es nur geht, etwas in die Pflege investieren und dann läuft das. Auch aus diesem Grund fuhr ich bislang immer nur alte Autos, vorwiegend 3er BMW der Baureihe E30, diese Fahrzeuge sind tatsächlich noch dafür gemacht, möglichst lange zu halten. Der Wechsel zu meinem neueren BMW X5 hat mich denn doch eher enttäuscht. An dieser Karre hatte ich mehr Reparaturen als an allen 3er BMW zusammen. Anscheinend sind diese Autos auch nicht mehr dafür gebaut, so lange wie möglich fahren zu können. Ich jedenfalls betrachte es als durchaus sinnvoll, ein Auto, egal welchen Fabrikats so lange wie möglich zu bewegen. Aber auch hier gibt es verschiedene Ansichten und so kann ich mich nur auf mein (Bauch-)Gefühl verlassen, denn bekanntermaßen darf man ja auch keiner Statistik trauen, die man nicht selbst gefälscht hat.
Meine RD steht also auf der Bühne und ich bin bereit mit dem 10er Ringmaul Hand anzulegen. Gott-sei-dank habe ich direkt am Samstag Nachmittag nach dem Abladen noch daran gedacht, den Kompressor anzuwerfen und die Reifen mit Druckluft zu füllen, sonst ist die Schieberei, selbst dieser kleinen Moppeds, sogar wenn es nur 10 Meter sind, wirklich eine Qual. Daher nehme ich beim Abholen auch immer eine Pumpe mit, denn besonders bei älteren schweren Moppeds schiebt man sich, mit platten Reifen eine Rampe in den Anhänger hoch, wirklich die Augen vor den Kopf, der Rollwiderstand bringt einen um. Tatsächlich habe sogar ich manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn ich Sonntag morgens um 9 Uhr den Kompressor anmache. Ich meine, 9 Uhr? Da ist man normalerweise schon 2 Stunden am arbeiten und meine Nachbarn bekommen ja schließlich auch mit, wenn ich erst so spät anfange zu schrauben. Aber was will ich machen, manchmal muss man da halt durch und sich den kritischen Fragen wie: “Muss das heute sein?” stellen und mit einem fröhlichen und bestimmten “Ja” alle Zweifel und Zweifler beiseite schieben. Sollen sie sich doch in Ihrer Faulheit suhlen, wenn Sie meinen das macht Sie glücklich.
Mich jedenfalls macht der Anblick eines großen oder kleinen Klassikers, wie auch immer man das definiert, welche Kriterien man auch immer dafür anlegt, der auf meiner Hebebühne steht und nur darauf wartet, wieder gestartet zu werden und die große weite Welt (und sei es nur im Umkreis von 50 Kilometern) zu erkunden, glücklich. Welch seltsame und oft sehr unterschiedliche Definitionen von Glück wir doch alle haben. Und, naja, ich habe auch feststellen müssen, dass es alles andere als einfach ist, die in meinen Augen oft merkwürdigen Definitionen von Glück, die andere haben, zu respektieren und zu akzeptieren. Meine jedenfalls ist für so manchen sicherlich auch nicht nachzuvollziehen…
Aber egal, hier stehe ich nun und betrachte die RD. Beim Restaurieren ist mir immer wieder aufgefallen, dass ich gerne den Fehler mache, meine Bestellungen sammeln zu wollen. Um Porto zu sparen. Klappt aber nie! Bei mir jedenfalls. Und das, obwohl ich relativ rational und organisiert an eine solche Restauration herangehe. Ich kann den Aufwand recht gut einschätzen (okay…ich rechne dann immer nochmal 25 Prozent obendrauf, für die Komplikationen, die man auf Anhieb nicht sieht…) und genau das tue ich auch als Erstes. Wenn das Mopped zum ersten Mal auf der Bühne steht, das Licht ordentlich ist und ich Zeit und Muße habe, dann schnappe ich mir einen Block und lege los. Der Einfachheit halber fange ich vorne an und arbeite mich nach hinten. Das wichtigste dabei? Viel Platz, um die zerlegten Teile ausbreiten zu können und jede Menge Töpfchen oder Behältnisse, in die man Schrauben und Kleinteile hineinlegen kann, damit kleine Unterlegscheiben etc. nicht verloren gehen. Und der Tip, für den ich bestimmt drei hoffnungslos zerlegte Motoren und Moppeds gebraucht habe: nach Feststellung des Typs und des Baujahrs, das richtige Handbuch bestellen. Immer! Ausnahmslos immer bestelle ich zu Anfang einer jeden Restauration das passende Werkstatthandbuch. Und Abends, nachdem ich mir das Mopped ausführlich zu Gemüte geführt habe, suche ich Gleichgesinnte im Internet. Gottseidank gibt es in diesem dubiosen Neuland namens Internet immer wieder hier und da Lichtblicke, sogenannte Foren, in denen sich Gleichbekloppte (virtuell) treffen und austauschen können.
Ich fasse zusammen:
- Bestellungen direkt ausführen, sammeln klappt eh nie
- Handbuch bestellen
- Foren zur Marke oder gar zum Typ des Moppeds suchen
Und dann loslegen, dass die Schwarte kracht!